Wenn ich eins gelernt habe bei Aufgaben, die Beharrlichkeit fordern, dann ist es: Nicht darüber nachdenken, einfach machen. Das hat geholfen, als ich hunderte Pailletten von Hand an Handschuhe genäht habe und auch bei diversen Büchern, die etwas ihre Längen hatten. Eventuell, so ganz gegebenenfalls hätte es auch helfen können bei einem gewissen Projekt, das momentan in der Umsetzung ist. Ich distanziere mich jedoch völlig von den folgenden Aussagen, da sie nur möglicherweise unbedingt etwas mit mir zu tun haben könnten. Schreibt mir doch mal, wofür eure Geduld und Durchhaltvermögen in den letzten Jahres so herhalten musste.

1) Vorsichtige Neugierde

  1. Die ersten Schritte werden ins Objekt gesetzt. Die Zimmer werden bestaunt, der Garten begutachtet. Einzelne Seltsamkeiten fallen das erste Mal ins Auge und werden beschmunzelt. Ein Lichtschalter für Innenräume draußen? Wie ulkig! Farbkombinationen an den Wänden, dass die Augen tränen? Hach ja, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.

2) Optimismus

  1. Der nächste Besuch. Man weiß nicht, was sich so alles hinter den bestehenden Strukturen verbergen wird, aber es könnte ja ein schöner Dielenboden sein, der einen anlacht. Oder perfekt gerade Wände. Wie es auch immer kommen mag, die Kraft ist da, Zeit ja auch irgendwie und jung sind wir alle mal. Wenn nicht jetzt, wer? Auch die Sache mit den linken Händen taucht wieder auf. Alle Finger sind nach wie vor so positioniert, wie es in den Biobüchern steht. Sollte also alles passen soweit, oder?

3) Tatendrang

So. Genug der Besuche, des Guckens, Schauens und Betrachtens. Keine Lust mehr auf Pläne, Taktiken und Vermutungen. Jetzt müssen Tatsachen geschaffen werden! Ab mit der schnöden Verkleidung, weg mit dem alten Mist! Der Wille ist da, die Steine tragen sich wie von alleine.

 

4) Drang zu Taten

Es sind mehr Steine. Und mehr. Das Haus schreit danach, befreit zu werden. Also macht man weiter. Und weiter.

5) Ups. Und plötzlich war es eine Entkernung

So war das nicht geplant. Eine Renovierung war angedacht, klar. Ein paar Ernerungen und auch moderner sollte es werden, sicherlich. Aber das war nicht in den Strategien und Taktiken versteckt. Eine Schicht ergibt die nächste und Ebene für Ebene ist weniger da, bis klar wird, das muss noch *viel* weniger werden.

6) Ernüchterung

Die Realität holt dich ein. Warum das alles überhaupt? Sollte es nicht eine Verbesserung sein, wenn man sich mit so großen und anhaltenden finanzieller Menge belastet? Dafür, dass mam plötzlich unter die Kategorie „verschuldet“ fällt? Jetzt gerade wirkt es einfach nur grau, staubig und dreckig. Ein Ende ist nicht absehbar. Container um Container wird geliefert und die Leute von der Entsorgungsfirma sprechen dich mittlerweile mit Du an. Du schleppst dich hin und schleppst dich rum und trotzdem ist noch so viel zu tun.

7) Weiter. Als weiter.

Du wirst dir bewusst, dass du gerade Drama Queen spielst. Dass jammern nichts bringt. Und dass du dich ganz bewusst dafür entschieden hast, diesen Schritt zu gehen. Du beißt deine Zähne zusammen und machst dich wieder ans Werk. Du schaust nicht zurück, sondern feierst jeden Stein, der rausgetragen ist und jedes Stück Tapete, das sich von der Wand gelöst hast.

8) Licht am Ende des Tunnels

Und dann, endlich, merkst du auf einmal und ganz plötzlich, dass das Ende der Entkernung naht. Genug raus- und abgerissen, abgekratzt, gewuchtet und geschwitzt. Für diese Phase. Du kannst es schon sehen, das Licht, dass schwach am anderen Ende des Tunnels glmmert und dir den Weg weißt. Du zählst still und heimlich immer wieder die Aufgaben auf, die noch zu tun sind und bist überglücklich, als die Liste endlich und ganz natürlich ihr Ende gefunden hat.

Und dann geht es mit dem Aufbau los.

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